Gibt es das perfekte Verhütungsmittel?
Die Suche nach dem Heiligen Gral
Wir Frauen neigen dazu, Perfektionistinnen zu sein, und sind stets auf der Suche nach optimalen Lösungen für alle Themen des Lebens, sei es nun die perfekte Handtasche oder das effektivste Work-out. Nicht anders verhält es sich beim Thema Verhütung: sicher soll sie sein, aber möglichst unkompliziert und frei von Nebenwirkungen.
Aber – genauso wie bei Handtaschen und Sport – gibt es auf die Frage nach der perfekten Lösung zunächst einmal eine Antwort:
Es kommt darauf an, was Du willst.
Willst Du mit Hormonen oder hormonfrei verhüten? Dauerhaft, oder flexibel?
Welche Verhütungsmittel und -methoden gibt es?
Schauen wir uns erst mal Team Hormone an, und dazu gehören:
Diese funktionieren alle, indem sie sich in den Hormonchat des Körpers einklinken, damit den Eisprung verhindern und Spermien den Weg zum Ei verbauen.
Viele Frauen lieben hormonelle Verhütungsmittel wegen der Begleiterscheinungen: die Periode wird weniger stark, die Schmerzen reduziert, eine gewisse Regelmäßigkeit der Periode mit Planbarkeit wird ermöglicht. Die Haut kann reiner und die Haare können kräftiger und voller werden.
Natürlich haben hormonelle Verhütungsmittel auch eine lange Liste von möglichen unerwünschten Nebenwirkungen, manche davon können sehr lästig sein, wie Migräne oder Schmierblutungen, während andere schwerwiegender sind, wie Depressionen oder sogar Thrombosen und Lungenembolien, die im schlimmsten Fall tödlich ausgehen können.
Aber auch wenn die Pille objektiv gut vertragen wird, setzen viele Frauen die Pille irgendwann ab, weil sie sich schlicht unnatürlich für sie anfühlt: man merkt keinen Zyklus, man verliert etwas das Körpergefühl. Viele Frauen verlieren sogar komplett die Lust am Sex, was die tägliche Pilleneinnahme ad absurdum führt.
Welche Verhütungsmittel ohne Hormone gibt es?
Vorhang auf für die nicht-hormonellen Verhütungsmittel, und hier ist die Liste wesentlich kürzer: Barriere-Methoden oder Vermeidungsstrategien.
Zu den Barriere-Methoden gehört erst mal das gute alte Kondom. Günstig, praktisch, und leicht verfügbar ist das Kondom für viele noch das Mittel der Wahl. Ganz abgesehen davon, dass Kondome vor Krankheiten schützen, lassen sie sich immer situativ einsetzen, das heißt, man braucht nicht 24/7 eine Verhütung für etwas, was nicht tagtäglich passiert (ist übrigens ein beliebtes Verhütungsmittel bei frischgebackenen Eltern, die froh sind, wenn sie durchschlafen können, und Sex oft hinten runterfällt ).
Wem das Gefummel und die Unterbrechung beim Sex zu doof wird, wer aber trotzdem sicher nicht-hormonell verhüten will, für den ist eventuell die Kupfer- oder Goldspirale oder die Kupferkette eine willkommene Lösung. Diese Verhütungsmittel werden in die Gebärmutter hineingelegt oder reingebastelt, und sorgen für eine spermienfeindliche Atmosphäre. Außerdem verhindern sie, dass ein befruchtetes Ei sich einnistet, weshalb die Spirale theoretisch als “Pille danach” fungieren könnte (und auch jahrelang so empfohlen wurde in den theoretischen Lehrbüchern der Gynäkologie).
Zu den endgültigen Methoden ohne Hormone zählt die Sterilisation, wobei der Eingriff beim Mann fast Peanuts ist, im Vergleich zu den Risiken bei der Sterilisation der Frau. Diese Eingriffe haben eine sehr niedrige Versagerquote, sind aber eigentlich nicht umkehrbar (auch wenn man manchmal das Gegenteil liest – verlass‘ Dich lieber nicht darauf). Wer sich aber sterilisieren lässt, erlebt oft das erste Mal wirklich unbeschwerte Verhütung ohne Nebenwirkungen.
Zu den Vermeidungsmethoden zählt Zyklusbeobachtung und die Temperaturmethode. Hier ist die Entwicklung im letzten Jahrzehnt technologisch fortgeschritten, mit Apps und sogar mit Armbändern, die die Temperatur messen. Diese Methoden bleiben aber dennoch relativ unsicher, und ich empfehle, sie nur dann auszuprobieren, wenn es kein Beinbruch ist, falls es dennoch zur unerwarteten Schwangerschaft kommt. Am Ende ist eine Schwangerschaft ein Naturereignis, was manchmal, wie die Natur es eben macht, ihren eigenen Gesetzen folgt.
Fazit: Verhütung
Verhütungsmethoden gibt es wie Handtaschen passend zu jedem Lebensstil und zu jeder Lebenslage, und welche die passende für Dich ist, hängt von Deinen persönlichen Bedürfnisse ab.
Probieren geht über Studieren, daher finde es selbst heraus! Dann kannst Du es bald unbeschwert krachen lassen.
# Über die Autorin
Dr. Sheila de Liz ist Star-Gynäkologin, Buchautorin und Expertin für alle Fragen rund um den weiblichen Körper und die weibliche Gesundheit. Mehr über Sheila de Liz erfahrt Ihr hier.