Chlamydien: Der leise Feind in Deinem Bett
In der Welt der Geschlechtskrankheiten gibt es die, vor denen wir besonders Angst haben, weil wir sie oft lange nicht bemerken: dazu zählen beispielsweise HIV oder Syphilis. Was viele aber nicht wissen: ein Übeltäter ist viel, viel häufiger unterwegs in deutschen Betten. Der ist zwar nicht lebensgefährlich wie HIV, aber dennoch gemein – und seine Schäden sind nachhaltend. Die Rede ist von Chlamydien. Diese fiesen, kleinen Biester holt man sich – klar – bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr, aber zum Teil auch von Sextoys beim lesbischen Sex.
Chlamydien: Symptome und Folgen
Chlamydien sind sehr kleine Bazillen, die – wie ein Virus – IN der Zelle wohnen, wo sie sich schön vor dem Immunsystem tarnen. Sie verursachen eine langsame, lodernde Entzündung, die man länger nicht bemerkt. Die Symptome sind oft unspezifisch: unregelmäßige Blutungen, Schmerzen beim Sex oder einfach unklare Schmerzen im Unterbauch, seltsamer Ausfluss, oder auch hartnäckige Blasenentzündungen.
Männer bemerken – wenn überhaupt – auch Ausfluss aus dem Penis oder Schmerzen beim Pipimachen.
Chlamydien wohnen sehr gerne am Gebärmutterhals und krabbeln auch gerne mal hoch zu den Eileitern – und genau da wird es verheerend:
Unbehandelt verursacht diese lodernde Entzündung im Backstagebereich auf Dauer Schäden an Eileiter, chronische Schmerzen und Verwachsungen im Bauch, die die Fruchtbarkeit einschränken oder sogar zerstören können.
Aber keine Sorge: damit es gar nicht erst so weit kommt, gibt es beim Frauenarzt Urintests, die bei der Krebsvorsorge bis zum 25. Lebensjahr von der Krankenkasse bezahlt werden. Solltest Du positiv getestet werden: erstmal keine Sorge, bitte!
Du bekommst ein Antibiotikum und Dein:e Partner:in auch, welches Ihr unbedingt zusammen einnehmen und bitte ZU ENDE nehmen müsst!
Bevor Ihr wieder intim werdet, ist es super wichtig, erstmal wieder einen Test zu machen, um zu schauen, ob wirklich alle Krankheitserreger weg sind. Es gibt nämlich Chlamydien, die gegen herkömmliche Antibiotika Superkräfte entwickelt haben. Wenn sie nicht alle tot sind, kommt der berühmte Ping-Pong Effekt: Du steckst Deine:n Partner:in neu an, und umgekehrt.
Wie kann man sich vor Chlamydien schützen?
Wie kann man Chlamydien also vermeiden? Safer Sex einerseits, aber das will man möglicherweise auch nicht ewig machen. Der Schlüssel liegt darin, sich vorher und nachher spezifisch auf Chlamydien testen zu lassen. Wer es noch genauer wissen will, kann einen Geschlechtskrankheiten-PCR-Test am Gebärmutterhals machen lassen. Damit lassen sich nicht nur Chlamydien, sondern auch Herpes, Gonokokken, Ureaplasmen, und vieles andere, was unten kreucht und fleucht, nachweisen.
Chlamydien-Abstrich wird nicht routinemäßig durchgeführt
Was viele nicht wissen: dieser Test wird eben NICHT routinemäßig beim Frauenarzt durchgeführt und ist auch nicht in dem normalen Krebsabstrich enthalten. Man muss wirklich gezielt nachfragen, und die Kosten muss man in vielen Fällen selbst tragen.
Dummerweise wird dieser PCR-Test auch beim Mann nicht routinemäßig gemacht, weil das Abstrichbürstchen in die Harnröhre des Mannes gesteckt werden muss, was unangenehm ist.
Wenn Dein neuer Partner Dir also sagt, er hat nichts, vermutet er es tatsächlich meistens: wissen tut er das aber nicht unbedingt. Er muss wirklich zum Urologen:zur Urologin gehen und sich speziell untersuchen lassen.
Was haben wir also gelernt?
Wenn es Dich mal erwischt: keine Scham bitte! Das kommt wirklich in den besten Familien vor, und das kriegen wir Ärztinnen:Ärzte alles wieder hin, wenn es rechtzeitig entdeckt wird. Wenn Du wieder grünes Licht vom Frauenarzt:von der Frauenärztin bekommst, dann lasst es ruhig gemeinsam krachen. Life is too short for bad sex.
# Über die Autorin
Dr. Sheila de Liz ist Star-Gynäkologin, Buchautorin und Expertin für alle Fragen rund um den weiblichen Körper und die weibliche Gesundheit. Mehr über Sheila de Liz erfahrt Ihr hier.