Mysophilie
Ich kann Dich gut riechen!
Ob sich zwei Menschen verstehen, hat auch etwas mit dem Geruch zu tun. Psychologen und Psychologinnen sind überzeugt davon, dass „sich gut riechen können“, nicht nur ein daher gesagter Satz ist. Mysophilie ist ein Fetisch, bei dem der Geruch eine wichtige Rolle spielt. Es handelt sich um einen olfaktorischen Fetisch, der sich überwiegend auf generell als unangenehm wahrgenommene Gerüche bezieht. Der Begriff Mysophilie stammt aus dem Griechischen und steht für „unsauber und schmutzig“. Wie der Fetisch ausgelebt wird und wer davon betroffen ist, verraten wir Dir.
Wer schnüffelt denn da: Mysophilie als Männerdomäne?
Mittlerweile gibt es im Internet große Plattformen, auf denen interessierte Personen getragene Unterwäsche, alte Socken oder auch verschwitzte Schuhe verkaufen können, die dem Mysophilisten als Lustobjekt dienen. Zu unterscheiden ist das von einem klassischen Höschen-Fetisch: hier ist es der Geruch einer getragenen Unterhose, die zu sexueller Lust führt.
Es geht dabei aber nicht um den Geruch der Geschlechtsteile, sondern generell um den Geruch, somit ist der Höschen-Fetisch nicht der klassischen Mysophilie zuzuordnen. Die auch als Olfaktophilie bezeichnete Lust bezieht sich ausschließlich auf Gerüche, die im allgemeinen Kontext als ekelerregend und unangenehm wahrgenommen werden. Einige Mysophilisten achten dabei darauf, dass der Geruch von einer bestimmten Person stammt, andere wiederum finden auch den verschwitzten Geruch in einer Umkleidekabine anregend.
Der olfaktorische Fetisch muss nicht ausschließlich auf direkte Körpergerüche bezogen sein, auch das Ambiente einer schmutzigen Toilette kann erotisierend wirken. So lieben viele Mysophilisten den Gang auf die Kneipentoilette, um dort zu masturbieren oder mit dem oder der Partner:in Sex zu haben. Für Menschen ohne entsprechenden Fetisch sorgt eine solche Umgebung eher dafür, dass die Lust in Windeseile vergeht.
# Fun Fact
1993 wurden in Japan, Verkaufsautomaten für getragene Slips eingeführt. Die wurden allerdings wegen einem Verstoß gegen das Gesetz (und gegen geltende Moralvorstellungen) wieder entfernt.
Die beliebtesten Gerüche bei der Mysophilie
#1: Ungewaschene Füße
Käsefüße sind für Dich ein absoluter Albtraum, und wenn Dein Schatz aus seinen verschwitzten Sneakers schlüpft, schickst Du ihn oder sie sofort unter die Dusche? Der Geruch ungewaschener Füße ist bei Mysophilisten ein kleines Highlight und sie lieben es, ihre Nase tief in die getragenen Sneaker zu stecken und einzuatmen. Wer einen Mysophilisten als Partner hat, kann ihm eine große Freude bereiten, wenn die Socken über mehrere Wochen getragen werden oder die Füße im Sommer barfuß in Turnschuhen stecken.
#2: Schweißgeruch anderer Menschen
Auch Schweißgeruch turnt Menschen mit Mysophilie häufig an. Frischer Schweiß ist dabei aber weniger interessant, erst wenn er bereits von Bakterien zersetzt wird und unangenehm riecht, steigt der Erregungspegel. Ein getragenes Trikot nach dem Sport ist für viele Mysophilisten ein echtes geruchstechnisches Highlight. Der Verkauf getragener Shirts nach dem Sport ist mittlerweile fast ebenso publik geworden wie der Verkauf getragener Höschen.
#3: Vaginalgeruch als Erotikfaktor
Während der Geruch einer frisch gewaschenen Vagina sehr erotisierend wirken kann, stehen Mysophilisten manchmal auf den Duft einer nicht gewaschenen Scheide. Kaufen sie Höschen, müssen diese getragen sein und bereits stark nach Vagina riechen. Auch der Duft einer menstruierenden Frau kann für Geruchsfetischisten sehr anregend sein, sodass sogar gebrauchte Tampons auf entsprechenden Plattformen verkauft werden.
#4: Urin, Kot und laues Lüftchen
Frischer Urin riecht in der Regel kaum, doch auf öffentlichen Klos sieht das anders aus. Während Du beim Gang auf die Bahnhofstoilette die Nase rümpfst, finden Mysophilisten hier ihr Paradies. Auch der Geruch von Fäkalien kann stimulierend wirken. Die Ausprägung ist aber immer anders, auch hier hat jede:r persönliche Grenzen.
Mysophilie kann von nicht Betroffenen oft nicht nachvollzogen werden. Während Körpergeruch für die meisten Menschen ein Abturner ist, geraten Mysophilisten in wahre Ekstase, wenn sie an der Achsel einer anderen Person riechen dürfen oder wenn die Käsemauken schon aus dem Nachbarzimmer duften. Der eigene Körpergeruch wird übrigens eher selten als anregend wahrgenommen, Mysophilie bezieht sich auf fremde Duftnoten. Wie immer können wir auch hier zusammenfassend sagen: erlaubt ist, was gefällt.