Offene Beziehung
Macht Partnerschaft Plus wirklich glücklich?
In der gesellschaftlichen Norm besteht eine Beziehung aus zwei Personen, die einander monogam die Treue geschworen haben. Doch was ist mit jenen, die eine sogenannte offene Beziehung führen und Sex auch mit dritten Personen genießen? Kann sowas überhaupt funktionieren oder ist ein solches Arrangement zum Scheitern verurteilt?
Auf immer und auf ewig - nicht selten versprechen sich viele Eheleute und auch Paare dieses Gelöbnis. Doch die Ewigkeit kann ganz schön lang sein. Sex bis aufs Lebensende nur noch mit dieser einen Person. Und dann gibt es da auch noch das Leben. Karrierewechsel, Kinder, Beziehungsstress & Co. verursachen auf Dauer in vielen Beziehungen ein wahres Auf und Ab. Schnell träumt man mal vom kurzen Aus - von etwas anderem oder besser gesagt von jemand anderem. Jemand, der frischen Wind in die Beziehung bringt. Doch ist das Gras auf der anderen Seite wirklich immer grüner?
Nun ja, eine offene Beziehung soll hier helfen. Als neues “quasi monogam” wird dieses Beziehungsmodell angepriesen, auf dass sich immer mehr Leute (vor allem junge Menschen) stürzen. Doch kann das wirklich eine Lösung auf Dauer sein? Egal ob in Filmen, Büchern oder auch im echten Leben: Irgendwann scheint immer einer unglücklich zu werden. Wir widmen uns dem Thema offene Beziehung mal etwas genauer und erklären, wie das Modell für einige funktionieren kann und welche möglichen Gefahren es für die Beziehung bringt.
Was genau ist eine offene Beziehung?
Fälschlicherweise wird die offene Beziehung häufig mit einer polyamoren Beziehung gleichgesetzt, doch hier gibt es einen Unterschied: Paare, die sich für das offene Beziehungsmodell entschieden haben, gehen in der Regel eine emotionale Bindung zum Partner ein und haben außerhalb dieser Partnerschaft noch Sex mit anderen Personen. Ebenfalls wichtig: Der Wunsch nach einer offenen Beziehung wurde von beiden Beteiligten ganz offen kommuniziert und akzeptiert.
Wie viele Menschen leben in einer offenen Beziehung?
Eine offizielle Zahl gibt es nicht, denn nicht jedes Paar spricht auch gerne “offen” und ehrlich über den eigenen Beziehungsstatus. Dennoch zeigte eine Online-Umfrage des Magazins Women's Health, das statisch gesehen jedes 14. Paar in einer Art offener Beziehung lebt. Und auch eine Umfrage des Marktforschungsinstituts "Fittkau und Maaß" im Auftrag der Partnervermittlung "ElitePartner" ergab, dass sich immerhin jeder zweite Erwachsene über 30 Jahren ein offenes Beziehungsmodell vorstellen kann.
Welche anderen Formen der Beziehung gibt es noch?
Ehe, Feste Beziehung oder gar nichts - mittlerweile gibt es ein breites Spektrum an möglichen Beziehungsformen. Zu den gängigsten Varianten gehören:
Monogamie
Das wohl klassischste und auch von den meisten Kulturen akzeptierteste Modell ist die Momogamie. Die Treue von zwei Partnern die sich auf ewig binden, bis das der Tod sie scheidet. In dieser exklusiven Beziehung sind keine Drittpersonen, Affären oder sonstige Friends-with-Benefits erlaubt.
Polyamorie
Polyamorie hingegen bedeutet, dass auch mehrere Liebesbeziehungen parallel zueinander geführt werden können. In der Gesellschaft stoßen Menschen in einer offenen Beziehung oft auf Unverständnis oder Kritik, denn diese Beziehungsform entspricht nicht dem, was gemeinhin als Norm gesehen wird.
Polygamie
Anders als bei der PolyAMORIE, steht diese Beziehungsform für nichts anderes als Vielehen. Gerade in vielen muslimisch-geprägten Ländern gilt die Polygamie als normal (zumindest für den Mann!). In der westlichen Kultur ist die Polygamie hingegen nicht nur verpönt, sondern auch rechtlich gesehen nicht erlaubt.
Wenn Du selbst in einer solchen Beziehung lebst, hast Du möglicherweise schon entsprechende Erfahrungen gemacht. Wir finden: Du allein entscheidest, wie Du Deine Beziehung führen möchtest. Mittlerweile sollte selbstverständlich sein, dass alle legalen Formen der Liebe und Sexualität nicht mehr diskussionswürdig sind.
Wie kommuniziere ich eine offene Beziehung mit meinem*r Partner*in?
Über lange oder kurze Zeit ist es nur natürlich, dass sich einer oder auch beide Partner in einer Langzeitbeziehung nach etwas neuem sehnen. Bei vielen bleibt es jedoch bei reinem Fantasieren. Andere hingegen möchten daraus mehr machen. Wenn auch Du mit dem Gedanken spielst, Deine Beziehung zu öffnen, aber nicht genau weißt wie, dann solltest Du folgendes beachten.
Sprich offen und ehrlich
Es vor sich hinauszuschieben, macht nur Frust – für beide Parteien. Hast Du wirklich diesen Wunsch, dann sprich darüber. Und bitte nicht per Chat oder Telefon, sondern in Person! Sorge für eine ruhige Atmosphäre und ausreichend Zeit, um Deinen Wunsch mit Deinem Schatz zu kommunizieren.
Es ist ein langer Prozess
Kaum ein Paar beschließt sich über Nacht, von monogam auf offen zu wechseln. In der tat kommt es für viele Personen in einer Langzeitbeziehung oder auch Ehe gar zu einem initialen Schock, wenn der Partner mit dem Wunsch auf eine offene Beziehung ankommt. Stell Dich also darauf ein, dass das Thema in vielen Gesprächen ausgehandelt werden muss – denn bis zur Akzeptanz ist es oftmals ein langer Prozess.
Höre zu und rede
Heißt das, dass wir uns trennen? Ziehst Du dann aus? Was wird aus den Kindern? Hast Du die Worte erstmal ausgesprochen, kommt bestimmt viel Gegenwind. Stell Dich bitte darauf ein. Wichtig ist, dass Du Deinem*r Partner*in jegliche Ängste und Sorgen nimmst, denn Du willst ja kein Beziehungsende, sondern eher eine Erweiterung. Versuche also, Deinem Gegenüber genau zuzuhören und findet gemeinsam Lösungen. Ein Ultimatum geht gar nicht!
Und was wenn es ein nein wird?
Nicht jeder Partner kann den Gedanken akzeptieren, dass der eigene Mann oder die Frau plötzlich auf Dates oder gar Sex mit einem anderen hat. Nicht immer, aber in einigen Fällen kann das Gespräch für eine offene Beziehung eben in einem klaren “NEIN“ enden. Nun solltest Du genau darüber nachdenken, was die nächsten Schritte sind. Wie wichtig ist Dir die offene Beziehung und wie sehr sehnst Du Dich nach etwas anderem, als das, was Du jetzt womöglich aufgeben wirst?
Die Vorteile einer offenen Beziehung
Das Thema einer offenen Beziehung anzusprechen ist für viele Partner eine echte Hürde. Wird sich mein Partner darauf einlassen? Und wenn nicht, wie entscheide ich mich dann und was bedeutet das für unsere Beziehung? Doch wie heißt das bekannte Sprichwort so schön: wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Wenn auch Du also mit dem Gedanken spielst, eine offene Beziehung einzugehen, dann ist die Kommunikation mit Deinem Schatz das A und O.
Aus Frust wird wieder Lust
Vielen Menschen, die sich aktiv für eine offene Beziehung entscheiden berichten, dass sich ihr Sexleben dadurch deutlich verbessert hat. So konnten sie nicht nur ihre eigenen Fantasien mit jemand anderem ausleben, sondern auch das Intimleben mit dem bestehenden Partner ist deutlich intensiver geworden. Denn besonders in Langzeitbeziehungen wird alles schnell zur Gewohnheit. Durch den Sex mit Fremden fühlt sich das eigene Liebesleben danach plötzlich deutlich intensiver und auch wieder „neu“ an.
Geschlossen – offen – geschlossen …
Auch wenn Du und Dein*e Partner*in sich für eine offene Beziehung entscheiden, heißt dies noch lange nicht, dass diese auch für immer ist. Viele Paare wechseln zwischen einer monogamen und offenen Partnerschaft hin und her – eben genau dann, wenn es einer oder auch beide benötigen. Wichtig ist nur, dass sich beide Partner auch vollkommen bewusst sind, wann Schluss wirklich auch Schluss bedeutet.
Ehrlichkeit wird Großgeschrieben
Viele Paare in einer offenen Beziehung berichten, dass sich diese deutlich zum positiveren Verändert hat. Allgemein gibt es viel weniger Geheimnisse und Heimlichtuereien.
Nachteile und Gefahren einer offenen Beziehung
Zu wenig Absprache
Einer der größten Fehler, die Du machen kannst, wenn Du Dich auf eine offene Beziehung einlässt, ist mangelnde Absprache. Denn zwischen Dir und Deinem Hauptpartner sollten die Fronten klar sein. Wo sind Eure Grenzen? Was ist erlaubt und wer hat womit ein Problem? Sprich Deine Bedenken, Ängste und Sorgen ganz offen an, denn eine offene Beziehung ist spätestens dann kompliziert, wenn einer von Euch beiden stumm leidet.
Überraschende Eifersucht
Obwohl Ihr beide mit der offenen Beziehung einverstanden seid und es wollt, schlägt sie plötzlich aus dem Hinterhalt zu, die Eifersucht, die zu einem wahren emotionalen Drama führen kann. Wieso auf einmal, wo doch vorher alles klar war? Plötzliche Eifersuchtsattacken gilt es zu hinterfragen, denn hier steckt oft die Angst vor dem Verlassenwerden dahinter. Überlege auch, ob Du mit Deinem Partner genug Zeit verbringst oder ob Dir möglicherweise etwas fehlt.
Geschlechtskrankheiten und ungewollte Schwangerschaften
Ein unangenehmes Thema, aber es muss bei einer offenen Beziehung angesprochen werden! Wenn die Verhütung nicht stimmt, kann das Folgen für alle Beteiligten haben. Prinzipiell kannst Du von Deinem Partner mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt werden, die er von seiner Affäre hat und die Du wiederum an Deine Affäre weitergibst. Es gilt also in Sachen Verhütung mehr denn je: Keine Abstriche machen und immer auf den Schutz achten!
So klappt eine offene Beziehung
Wie so vieles im Leben klappt eine offene Beziehung am besten, wenn es Regeln gibt. Diese sollten von beiden Partnern klar und offen kommuniziert werden. Von offenkundigen One-Night-Stands bis hin zum zum Stillschweigen über mögliche Dates - was genau in einer offenen Beziehung gilt, muss jedes Paar für sich selbst vereinbaren. Dennoch gibt es einige Tipps die dabei helfen können, die offene Beziehung richtig zu definieren:
#1: Regeln helfen
Es liegt nah auf der Hand aber in der Tat ist der Schlüssel zu einer offenen Beziehung, von Anfang an klare Regeln zu definieren. Ebenfalls wichtig: Diese müssen nicht durchgehend festgelegt sein. Wie auch die neue, offene Beziehung selbst, sollten die Regeln auch immer wieder neu ausgehandelt werden.
Jetzt weiterlesen: Die wichtigsten Regeln in einer offenen Beziehung
#2: Nur Sex, keine Liebe
Grundsätzlich funktioniert eine offene Beziehung dann immer besser, wenn sich beide Parteien nur auf Sex mit anderen einigen. Große Gefühle oder gar Liebe sollten hier besser nicht mit ins Spiel kommen. Somit könnt Ihr von Anfang an verhindern, emotionale Bindungen zu Euren neuen “offenen Partnern” aufzubauen oder auch gar zu verlieben.
#3: Time is Love – das Zeitmanagement
Bernd, Timo, Patrick, Paul, Simon – sie alle möchten Zeit mit ihrer Affäre oder Partnerin und das kann zu einem echten Problem werden. In einer offenen Beziehung ist es wichtig, dass Dein Hauptpartner auch wirklich die Hauptzeit mit Dir verbringen darf. Denn sonst kann das schnell zu Unstimmigkeiten und Unzufriedenheit führen. Fühlst Du Dich hingegen vernachlässigt, sprich es an, denn nur so könnt Ihr an dem Problem arbeiten!
#4: Heute Du, morgen Du, wer kommt übermorgen?
„Was macht er nur gerade? Mit wem macht er es gerade?“ Diese Fragen können in einer offenen Beziehung echt zermürbend sein. Daher ist Transparenz eine optimale Lösung, wie Ihr Euch fair gegenübereinander verhaltet. Beantwortet Euch die Fragen nach den anderen Partnern, das sorgt für weniger Grübelei. Eine andere Option ist es, Euch gegenseitig über die jeweiligen Partner oder Partnerinnen nicht zu informieren. Um Streitigkeiten zu vermeiden, klärt diesen Punkt einfach vorher.
#5: Das Vetorecht für den Fall der Fälle
Nicht alle Paare setzen darauf, doch das Vetorecht ist in einer offenen Beziehung eine gute Idee für beide Seiten. Dieses Recht ermächtigt einen Partner dazu zu sagen, dass der andere sich bitte nicht mit Person X treffen soll. Ob das allgemein oder nur an einem bestimmten Tag gilt, ist Dir selbst überlassen. Mit dem Veto-Recht, was nur im Notfall gebraucht werden sollte, könnt Ihr Euch mehr Sicherheit geben.
#6: Offen über Gefühle reden
Ob Eifersucht oder Verliebtheitsgefühle für den neuen Sexpartner, all das kann in offenen Beziehungen vorkommen und sorgt für Redebedarf. Wenn Du Dich in Deinen Bettgefährten verknallt hast, sprich mit Deinem Partner darüber. Niemand ist davor geschützt, dass Gefühle ins Spiel kommen. Doch wenn Du Deinen eigentlichen Partner uninformiert lässt, fühlt er sich benachteiligt und spürt, dass etwas nicht stimmt.
Die Dos and Don'ts in einer offenen Beziehung
Fazit: Eine offene Beziehung
Die offene Beziehung ist sicher nicht jedermanns Sache, doch für einige Paare ist es die perfekte Form der Partnerschaft und kann eine eingefahrene Beziehung sogar wiederbeleben. Wenn die Spielregeln im Vorfeld festgelegt werden, ist für beide Seiten mehr Sicherheit geboten. Aber auch hier gilt, lasst Euch zu nichts überreden, dass Ihr nicht möchtet.