Asexualität in Beziehungen: Was Du dazu wissen musst
Für die meisten gehört Sex zu einer Beziehung und zum Alltag selbstverständlich dazu. Er macht Spaß und ist ein Weg, Liebe und Zärtlichkeit auszudrücken. Aber was, wenn man mit einer Person zusammen ist, die asexuell ist?
Asexualität in Beziehungen – geht das?
Asexualität beschreibt das Fehlen oder eine Einschränkung des sexuellen Verlangens. Dieses Spektrum kann von überhaupt keiner Lust auf Sex oder sogar angewidert davon zu sein bis hin zu gelegentlichem Verlangen reichen.
Asexuelle Personen können, auch wenn sie gar keine Lust auf Sex haben, romantische Beziehungen eingehen. Sie können sich verlieben, Lust auf küssen, kuscheln oder streicheln haben. Sie wollen anderen Menschen nah sein. Es gibt auch Asexuelle, die masturbieren, aber eben nicht mit einer anderen Person schlafen möchten.
Für Asexuelle kann es deshalb schwer sein, in romantische Beziehungen zu treten und die Bedürfnisse der Partner:in wahrzunehmen. Während die sexuelle Person Lust auf Sex hat, fühlt sich die asexuelle Person schon bei dem Gedanken daran unwohl. Was soll man tun?
Eine rettende Universallösung gibt es leider nicht. Jedes Paar muss für sich herausfinden, was funktioniert und was nicht. Absprachen müssen vielleicht immer wieder angepasst werden – Bedürfnisse und Vorlieben können sich mit der Zeit immerhin ändern. Wer heute noch gerne kuschelt, empfindet in einem Jahr innige Küsse als den Liebesbeweis schlechthin.
Kommunikation ist das A und O
In Beziehungen ist Kommunikation wichtig – egal, ob ein:e Partner:in asexuell ist oder nicht. Kommt jedoch diese Komponente hinzu, ist Reden noch sehr viel wichtiger. So kann man es gemeinsam als Paar schaffen, einen Kompromiss zu finden.
Denn das Spektrum von Asexualität ist sehr breit. Menschen, die sich zwischen sexuell und asexuell befinden – sogenannte “Grey”-Asexuelle –empfinden Spaß am Sex, allerdings hat dieser einen eher geringen Stellenwert. Hier gilt herauszufinden, was sich gut anfühlt und ab welchem Punkt es zu viel wird. Dabei sollte man herumprobieren und nicht zu streng sein, wenn etwas nicht klappt oder überfordernd ist. Auch für den oder die sexuelle Partner:in kann es frustrierend sein, häufig zurückgewiesen zu werden. Das kratzt selbstverständlich am Selbstwertgefühl. Redet darüber.
Asexualität in Beziehungen: Kompromisse schaffen
Körperliche Nähe und Lust entstehen in einer Beziehung nicht nur über Sex. In einer asexuellen Beziehung können Massagen, gemeinsames Tanzen, Striptease oder Saunagänge helfen, dennoch körperlich Spaß miteinander zu haben. Auch hier gilt es auszuprobieren und zu besprechen, worauf beide Lust haben. Selbst das Ausprobieren und Finden neuer Praktiken kann Lust bereiten. Offenheit neuen Dingen gegenüber ist dabei sehr wichtig.
Offene Beziehungsmodelle
Dann gibt es noch die Option, dass der oder die Partner:in sich sexuelle Befriedigung bei anderen holt. Das ist natürlich nur für diejenigen geeignet, die eine offene Beziehung emotional bewältigen und sich damit arrangieren können, dass der oder die Partner:in mit anderen Menschen schläft. Auch hier sind Absprachen wichtig: Wird jeder Sex außerhalb der Beziehung kommuniziert? Was ist erlaubt? Was nicht? Wie geht man mit eventuellen Geschlechtskrankheiten um? Es stellen sich sehr viele Fragen, die es gemeinsam zu erörtern gilt.
Über Tabus sprechen
Wenn eine asexuelle Person Sex mit einem anderen Menschen hat, ist es sehr wichtig darüber zu reden, was okay ist und was nicht. Bei welchen Berührungen fühlt man sich unwohl? Welche fühlen sich gut an? Welche Praktiken sind Dealbreaker? Kommunikation ist der Grundpfeiler für jede Beziehung und Spaß beim Sex. So kommt man sich auch näher ohne Sex zu haben.
Wo finde ich eine:n asexuelle:n Partner:in?
Über die Online-Recherche finden sich verschiedene Portale, auf denen sich Asexuelle austauschen und jemanden für eine Beziehung suchen. “Asexuell-Partnersuche.de” heißt einer der Dienste. Natürlich spricht nichts dagegen, sich auf Mainstream Dating-Apps wie “Tinder” anzumelden oder jemandem auf der Straße ein Lächeln zuzuwerfen. Jede Beziehung ist anders – ob asexuell oder nicht.
# Über den Autor
Sebastian Goddemeier ist Autor, Journalist und Sprecher und EIS-Experte für queere Themen. Zum Autorenprofil.
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