Kleine Hoden – wie klein ist zu klein?

Ob Hoden als klein gelten, hängt sowohl vom Hodenvolumen als auch von der Länge der Hoden ab. Bei weniger als 12 ml Hodenvolumen und weniger als 3,5 cm Länge spricht man von kleinen Hoden.

Zu kleine Hoden werden medizinisch erst ab einem Volumen von 8 ml und weniger relevant. Es wird davon ausgegangen, dass die Testikel ab diesem Volumen kaum eine Produktion von Spermien leisten können und dass die Fruchtbarkeit des Ejakulats eingeschränkt ist. Dennoch ist es auch bei Hoden, bis zu einem Volumen von 1,5 ml möglich, dass sie Testosteron produzieren. Noch kleinere Hoden sind für die Fortpflanzung praktisch funktionslos, da es zu einem Testosteronmangel kommt.

Größenvariationen der Hoden sind dabei etwas völlig normales. Bis zum 40. Lebensjahr des Mannes wachsen die Hoden immer noch weiter. Wenn Du also mit 20 noch nicht ganz zufrieden mit der Größe bist, kann sich das bis 30 noch geändert haben.

Ganz so schlimm scheint es gar nicht zu sein, wenn die Kronjuwelen nicht die größten sind. Immerhin gab eine große Studie den Hinweis darauf, dass Männer mit großen Hoden statistisch öfter zu Herzerkrankungen tendieren. Dazu muss jedoch gesagt werden, dass die Probanden keinen gesunden Lifestyle führten und die Studienergebnisse daher noch einmal validiert werden sollten.  

Eine dänische Studie befasste sich nun auch mit kleineren Hoden, mit interessantem Ergebnis. Hier kam heraus, dass die Eier jener Männer, die schlechter schliefen und spät ins Bett gingen, statistisch kleiner waren. Soll das aber nun bedeuten, dass beim spät zu Bett gehen nicht die Augen viereckig werden, wie uns früher oft eingebläut wurde, sondern dass die Hoden schrumpfen? Nein, natürlich nicht. Ein ungesunder Lifestyle allerdings, mit Rauchen, fetter Nahrung und wenig Schlaf kann tatsächlich Einfluss auf die Hodengröße haben.  

Verhaltensforscher:innen haben angedeutet, dass Männer mit geringerer Testikelgröße als bessere Väter gelten, da sie sich mehr in die Erziehung einbringen und zu mehr Zuneigung fähig seien. Es wird angenommen, dass kleinere Hoden mit einer geringeren Testosteronproduktion einhergehen und aus diesem Grund mehr „Eltern-Gefühle“ entstehen können. Ob sich daraus aber eine Wissenschaft ableiten lässt, wagen wir zumindest anzuzweifeln.

Du hast auffällig kleine Hoden? Dann hast Du vielleicht das Klinefelter-Syndrom. Bei diesem Syndrom liegt eine Abweichung der Geschlechtschromosomen vor. Während Männer für gewöhnlich mit einem X- und einem Y-Chromosom geboren werden, haben Menschen mit dem Klinefelter-Syndrom mindestens ein X-Chromosom zu viel. Also insgesamt 47 Chromosomen mit zwei X-Chromosomen und einem Y-Chromosom. Grund dafür ist eine Störung während der Zellteilung.

Doch was hat das nun mit der Hodengröße zu tun? Das Klinefelter-Syndrom macht sich meist in der Pubertät bemerkbar. Die Hoden sind zu klein und wachsen nicht. Außerdem kann es auch zum Wachstum der Brüste kommen, in Fachkreisen Gynäkomastie genannt. Menschen mit Klinefelter-Syndrom passen nicht eindeutig in die Schubladen „männlich“ und „weiblich“. Daher handelt es sich hier auch um eine Variante der geschlechtlichen Vielfalt. Die korrekte Geschlechtsbezeichnung lautet: Intergeschlechtlich. 

Das Klinefelter-Syndrom ist also keine Erkrankung im klassischen Sinne. Dennoch kann sich dieses Syndrom auf die Fruchtbarkeit auswirken und sogar zur Zeugungsunfähigkeit führen. Betroffene sollten daher schon im jungen Alter überlegen, ob sie eigene Spermien einfrieren lassen möchten. Denn im Erwachsenenalter kommt es häufig zu einem Testosteronmangel, sodass die Samenflüssigkeit nicht mehr ausreichend Spermien enthält, um auf dem natürlichen Weg zu einer Schwangerschaft zu führen. Die Zeugungsfähigkeit lässt also im Alter nach, bis hin zur vollständigen Unfruchtbarkeit. Oft ist dann auch eine zusätzliche Testosteronbehandlung notwendig.

Nicht immer sind sehr kleine Hoden ein Anzeichen für das Klinefelter-Syndrom. Es kann sich auch um ganz gewöhnliche Vielfalt von Körpern handeln. Doch was tun, wenn sich zu kleine Hoden auf Dein Selbstbewusstsein auswirken?

Zunächst einmal ist es wichtig, dass Du wohlwollen und freundlich zu Dir selbst bist. Meist sind wir selbst unsere größten Kritiker:innen – und das oft zu Unrecht! Andere sehen Deine vermeintlichen Makel oft gar nicht, kein Grund also, sich den Kopf zu zerbrechen!

Leichter gesagt als getan? Dann führe Dir vor Augen, dass die Qualität Deines Sexlebens nicht mit Deinen Hoden zusammenhängt. Sexuelle Lust und Orgasmen sind auch mit kleinen Hodensäcken möglich! Viel wichtiger ist dafür die Anziehung zu Deinem Gegenüber und die Sexpraktiken, bei denen Ihr Euch austobt.

Es kann außerdem helfen, wenn Du Dich nicht mit anderen vergleichst. Gerade in Pornos sehen wir oft unrealistische Schönheitsideale. Darsteller:innen werden gezielt nach gewissen Körperteilen gecasted – kein Wunder also, wenn Du hier nur große, runde Eier siehst. Das bedeutet nicht, dass dies ein realistisches Abbild von Hoden ist. Oft helfen die Schauspieler:innen sogar mit Operationen nach, um ein Schönheitsideal zu erfüllen.

Du hast Sorge, dass die Testosteronproduktion Deiner kleineren Hoden nicht ausreicht und möchtest etwas für Deine Hodengesundheit tun? Dann befolge diese Tipps, um Deinen Eiern etwas Gutes zu tun.

Die richtige Hodentemperatur ist das A und O. Die Hoden befinden sich außerhalb des Körpers, da Spermien eine Temperatur bevorzugen, die leicht unter der Körpertemperatur liegt. Indem du langes Sitzen vermeidest, keine enge Unterwäsche trägst und Dich nicht zu lange an heißen Orten aufhältst, tust Du Deinen Hoden etwas Gutes und kurbelst Deine Spermienproduktion an.

Und auch ein gesunder Lebensstil ist wichtig. Deine Hoden werden es Dir danken. Verzichte auf rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum sowie zu viel Stress. Auch Übergewicht kann sich negativ auf Deine Spermienqualität auswirken und andere Beschwerden nach sich ziehen. Achte also auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Sport, um deine Hodengesundheit auf Vordermann zu bringen.